Das wichtigste kompakt
Für Männer mit einer Erkrankung mit geringem Risiko hat sich die aktive Überwachung als bevorzugter Behandlungsstandard durchgesetzt und sollte als bevorzugte Behandlung in Betracht gezogen werden. Sie stützt sich auf Daten, die belegen, dass Prostatakrebs mit geringem Risiko nachweislich keine Schäden verursacht oder die Lebenserwartung verringert. Das Gegenteil ist sogar der Fall: es konnte gezeigt werden, dass ein Großteil der Männer mit einer niedrig- und niedrigst Risiko Prostatakrebserkrankung in der Vergangenheit sogar unnötigerweise aggressiv behandelt worden sind.
Dies ist wichtig, da sowohl eine Operation (OP) als auch eine Bestrahlung Nebenwirkungen haben können, die die Lebensqualität beeinträchtigen.
Bei Männern mit aktiver Überwachung wird zweimal jährlich ein PSA-Bluttest durchgeführt, mit Wiederholungsbiopsien alle ein bis fünf Jahre. Auch MRT-Untersuchungen (Magnetresonanztomographie) werden eingesetzt, um den Zeitpunkt der Wiederholungsbiopsien zu bestimmen und eine Orientierungshilfe zu geben ob z.B. der Prostatakrebs an Größe zunimmt oder unverändert bleibt.
Wenn Testergebnisse darauf hindeuten, dass Ihr Krebs fortgeschritten ist, kann eine Behandlung wie eine OP oder eine Bestrahlung gerechtfertigt sein, die in den meisten Fällen auch heilend wirkt.
Der „faule“ Tumor
Mehr als 30 % haben einen „faulen“ Tumor. So wird Prostatakrebs bezeichnet, der so langsam wächst, dass eine aktive Überwachung die bessere Wahl ist als eine sofortige Behandlung. Durch aktive Überwachung lassen sich Nebenwirkungen einer Behandlung vermeiden.
Tatsächlich ist Prostatakrebs die einzige der zehn häufigsten Krebsarten, bei der so viele Patienten keine aggressive Sofortbehandlung benötigen.
Studien haben ergeben, dass selbst nach 15 Jahren weniger als 1 % der Männer mit Prostatakrebs mit niedrigem Risiko, die sich für aktive Überwachung entschieden haben, eine metastasierende, also auf Lymphknoten oder Organe streuende, Erkrankung entwickelten.
Auch Männer, die mit niedrig und niedrigst Risiko aggressiv behandelt worden sind zeigen ähnliche Raten an einer wiederkehrenden Erkrankung nach Therapie auf.
Aber denken Sie daran: Der Schlüssel liegt in der regelmäßigen und sorgfältigen Überwachung.
Wer sollte sich für die aktive Überwachung entscheiden?
Aktive Überwachung kommt in Frage, wenn Ihr Krebs zur Gradgruppe 1 (Gleason 6) gehört, der PSA-Wert <10 ist und der Krebs auf die Prostata beschränkt ist und/oder der Krebs bei der Biopsie ein sehr geringes Volumen aufweist.
Ausgewählte Fälle mit Tumoren der Gradgruppe 2 (Gleason 3+4), die ein geringes Volumen aufweisen, können ebenfalls für eine aktive Überwachung in Betracht gezogen werden.
Manchmal werden kommerzielle Tests – wie Decipher®, Oncotype DX GPS® und Prolaris® – bei der Entscheidung in weniger eindeutigen Situationen durchgeführt. Derzeit wird weiter intensiv hieran geforscht, um zu verstehen, wie diese Tests eingesetzt werden können.
Es ist immer eine gute Idee, mit Ihrer Ärzt:in über Ihre Möglichkeiten zu sprechen und herauszufinden, ob eine aktive Überwachung das Richtige für Sie sein könnte. Für jüngere Männer ist es wichtig, die Lebensqualität zu erhalten und gleichzeitig sicherzustellen, dass Hochrisiko-Prostatakrebs erkannt wird, wenn er sich entwickelt. Ein Mann mit einer weniger aggressiven Form kann unter Umständen viele Jahre lang aktiv überwacht werden, wodurch Nebenwirkungen (Inkontinenz, Erektionsstörungen) hinausgezögert werden können.
Aktive Überwachung versus abwartende Beobachtung
Für Männer mit kürzerer Lebenserwartung kann die aktive Überwachung, die häufige Tests beinhaltet, zu „aggressiv“ sein. Für sie könnte eine abwartende Beobachtung sinnvoller sein. Die abwartende Beobachtung ist eine passive Strategie, bei der wiederholte Biopsien vermieden werden.
Es werden nur dann nicht kurative oder palliative Behandlungen durchgeführt, wenn der Krebs erste Symptome verursacht. Ein Mann, der derzeit mit anderen schwerwiegenden Störungen oder Krankheiten kämpft (fortgeschrittene Herzerkrankung, andere Krebsarten), sollte besprechen, ob eine abwartende Haltung helfen würde, unnötige Behandlungen zu vermeiden.
Generell gilt, dass eine gemeinsame Entscheidungsfindung mit der Ärzt:in erforderlich ist und dass für beste Ergebnisse eine gesunde Lebensweise beibehalten werden sollte.