Mögliche Nebenwirkungen

Was Sie wissen sollten

Da die Prostata in der Nähe lebenswichtiger Strukturen liegt, können Prostatakrebs und seine Behandlungen die normale Harn-, Darm- und Sexualfunktion stören. In diesem Abschnitt werden die Nebenwirkungen beschrieben, die nach OP oder Strahlentherapie bei lokal begrenztem oder lokal fortgeschrittenem Prostatakrebs auftreten können. Zu Nebenwirkungen im Zusammenhang mit fortgeschrittenem oder metastasiertem Prostatakrebs. Bevor Sie sich für eine Behandlung entscheiden, besprechen Sie mit Ihrer Ärzt:in, welche Nebenwirkungen im schlimmsten Fall auftreten können.

Funktion der Harnwege

Nach einer OP:
Unter normalen Umständen bleiben die Schließmuskeln der Harnblase (Muskelbänder an der Basis der Blase und an der Basis der Prostata) fest verschlossen und verhindern, dass der in der Blase gespeicherte Urin ausläuft. Beim Wasserlassen werden die Schließmuskeln entspannt, und der Urin fließt aus der Blase durch die Harnröhre und aus dem Körper.

Bei der Prostatektomie – der chirurgischen Entfernung der Prostata – wird die Blase nach unten gezogen und an der Stelle, an der die Prostata saß, mit der Harnröhre verbunden. Wenn der Schließmuskel an der Basis der Blase dabei beschädigt wird, kann es zu Harninkontinenz oder -verlust kommen.

Bei fast allen Männern tritt unmittelbar nach der OP eine Form von Inkontinenz auf, die sich jedoch mit der Zeit und mit Kräftigungsübungen bessert. Die Mehrheit erlangt innerhalb eines Jahres die Kontrolle über den Urin wieder; etwa einer von fünf Männern hat langfristig eine leichte Inkontinenz, die die Verwendung von Einlagen erfordert. Die Rate hängt von den Faktoren des Patienten (Alter über 65 und Übergewicht sind Risikofaktoren) und der Erfahrung der Chirurg:in ab.

Beckenbodentraining („Kegels“) bringt Verbesserung. Wenn die Inkontinenz länger als ein Jahr anhält, kann eine Harnröhrenschlinge oder ein künstlicher Schließmuskel helfen. Männer mit einer Obstruktion (Einengung) durch BPH (Vergrößerung der Vorsteherdrüse) können davon ausgehen, dass sich ihr Harnstrahl nach der OP deutlich verbessert.

Nach der Strahlentherapie:
Diese wird gezielt auf die Prostata gerichtet. Dank moderner Technologie wird die Strahlendosis von Blase und Enddarm weggeleitet. Die Harnröhre verläuft durch die Prostata und wird daher bestrahlt. Glücklicherweise ist die Harnröhre sehr widerstandsfähig – ein langfristiger Harnverlust ist selten (weniger als 1 von 100). Sie kann jedoch während und über Monate nach der Therapie gereizt sein, was zu einer leichten Zunahme der Häufigkeit des Wasserlassens und des Harndrangs – auch nächtens (Nykturie) – führt.

Darmfunktion

Stuhl passiert über den Darm den Enddarm und wird über den Anus ausgeschieden. Eine Schädigung dessen kann zu Problemen wie rektalen Blutungen oder Durchfall führen.

Bei der Prostatektomie ist es sehr selten (weniger als 1 %), dass Männer danach eine veränderte Darmfunktion haben. In seltenen Fällen von lokal fortgeschrittenem Krebs, bei denen der Krebs ins Rektum eingedrungen ist, kann die OP zur Schädigung des Enddarms führen, aber in diesen Fällen wird die OP nicht häufig durchgeführt.

Da der Enddarm hinter der Prostata liegt, kann er während der Behandlung bestrahlt werden. Bei der modernen Strahlentherapie (IMRT, IGRT) treten mäßige oder schwere Darmprobleme nur sehr selten auf. Bei Verwendung eines Rektalspacers (schützendes Hydrogel) sinkt diese Rate auf nahezu 0 %.

Während der Behandlung kann es zu weicheren Stühlen kommen, die nach Therapieende abklingen. Bei moderner Bestrahlung treten nur bei 2 % der Männer rektale Blutungen auf. Mit Rektalspacer sinkt diese Rate unter 1 %. Besprechen Sie, welche Art der Strahlentherapie für Sie geeignet ist, da ältere Formen (3D-konforme) rektale Nebenwirkungen erheblich verstärken können.

Sexualität

Fruchtbarkeit

Nach den häufigsten Prostatakrebsbehandlungen (OP, Strahlen- oder Hormontherapie) ist es unwahrscheinlich, dass Sie fruchtbar sind. Bei der chirurgischen Entfernung der Prostata werden die Samenblasen und ein Teil des Samenleiters entfernt, wodurch die Verbindung zu den Hoden unterbrochen wird. Der Orgasmus kann weiterhin stattfinden – jedoch ohne Ejakulat. Eine natürliche Befruchtung ist somit nicht mehr möglich. Bestrahlung zerstört ebenfalls die Prostata und die Samenblasen, Chemo- und Hormontherapie schaden der Spermienproduktion.
Wenn Sie in der Zukunft ein Kind zeugen möchten, thematisieren Sie die Erhaltung der Fruchtbarkeit und die Kryokonservierung von Spermien – vor der Behandlung.

Sexuelle Funktion

Unabhängig davon, ob die Nerven bei der OP geschont wurden oder ob bei der Strahlentherapie eine möglichst genaue Dosisplanung vorgenommen wurde, bleiben Erektionsstörungen die häufigste Nebenwirkung. Das liegt daran, dass Nerven und Blutgefäße, die den physischen Aspekt Erektion steuern, unglaublich empfindlich sind und jedes Trauma zu Veränderungen führen kann.
Andere weniger häufige, behandelbare Nebenwirkungen, die die Funktion beeinträchtigen können, sind Narbenbildung im Penis (Peyronie-Syndrom) und Klimakturie (Abgabe einer kleinen Menge Urin während des Samenergusses). Abgesehen von den kurzfristigen Nebenwirkungen gibt es auch Anlass zu großem Optimismus: Auf dem Markt gibt es heute viele ausgezeichnete Behandlungen zur Steuerung der Erektionsfähigkeit. Tatsächlich stellen die meisten Männer mit intakten Nerven innerhalb von 1 bis 2 Jahren nach der Behandlung eine deutliche Verbesserung fest. Moderne Studien haben jedoch gezeigt, dass 40 % der Männer nach der OP eine gewisse Erektionsfähigkeit verlieren.
Es ist wichtig, daran zu denken, dass Ihre maximale Funktionalität nach der Behandlung nur so gut sein kann, wie sie vor der Behandlung war. Der beste Indikator dafür, wie es Ihnen nach der Behandlung gehen wird, ist der Gesundheitszustand, in dem Sie sich vor der Behandlung befanden.

Tatsächlich stellen die meisten Männer mit intakten Nerven innerhalb von 1 bis 2 Jahren nach der Behandlung eine deutliche Verbesserung fest. Moderne Studien haben jedoch gezeigt, dass 40 % der Männer nach der OP eine gewisse Erektionsfähigkeit verlieren.
Es ist wichtig, daran zu denken, dass Ihre maximale Funktionalität nach der Behandlung nur so gut sein kann, wie sie vor der Behandlung war. Der beste Indikator dafür, wie es Ihnen nach der Behandlung gehen wird, ist der Gesundheitszustand, in dem Sie sich vor der Behandlung befanden.

Vier Hauptkomponenten der erektilen Funktion können durch eine Prostatakrebsbehandlung beeinträchtigt werden:

Die Libido (Sexualtrieb) wird durch eine Hormontherapie (senkt Testosteron) verringert. Sie können eine niedrige Libido haben und trotzdem eine Erektion bekommen, aber es ist schwieriger für Männer, die weniger Interesse an Sex haben. Der Sexualtrieb kehrt zurück, sobald sich Ihr Testosteronspiegel nach Abschluss der Hormontherapie normalisiert hat.
Abgesehen von der Hormontherapie können Diagnose und Behandlung komplexe Gefühle wie Traurigkeit und Angst auslösen. Diese Gefühle können ebenfalls den Sexualtrieb beeinträchtigen. Scheuen Sie sich nicht vor Einzel- oder Paarberatung.

Die mechanische Fähigkeit ist die Fähigkeit, eine feste Erektion zu erreichen. Sie wird von Nerven und Gefäßen gesteuert, die eng mit der Prostata und den Strukturen in der Nähe des Penis verbunden sind. Die mechanische Fähigkeit kann durch OP und Strahlentherapie beeinträchtigt werden.

Der Orgasmus (Klimax) kann nach der Behandlung schwieriger sein, insbesondere wenn die Libido gering ist oder die Erektion nicht mehr so fest ist wie früher. Außerdem kann sich anfangs Unbehagen einstellen, wenn Sie zum Höhepunkt kommen. Dies ist nur vorübergehend.

Die Menge des Ejakulats kann nach der Behandlung minimal sein. Prostata und Samenblasen, die für die Produktion zuständig sind, werden während der Behandlung entfernt und/oder bestrahlt, so dass kein oder nur wenig Ejakulat produziert wird. Sie können zwar eine Erektion haben und einen Orgasmus erreichen, aber es kann sein, dass nichts „herauskommt“.
Anfänglich, vor allem nach der OP, kann es sein, dass Sie Blut ejakulieren, was sich mit der Zeit bessern wird.

Management der erektilen Funktion

Orale Medikamente wie Sildenafil (Viagra®), Tadalafil (Cialis®) und Vardenafil (Levitra®) – eine Klasse von Medikamenten, die zusammen als PDE5-Hemmer bekannt sind – entspannen die Arterien im Penis, so dass das Blut schnell einfließen kann. Etwa 75 % der Männer, die sich einer nervenschonenden Prostatektomie oder präziseren Formen der Strahlentherapie unterziehen, haben berichtet, dass sie nach Einnahme erfolgreich Erektionen bekommen.
Erkundigen Sie sich, ob diese Medikamente für Sie geeignet sind. Personen, die nitrathaltige Medikamente einnehmen, z. B. gegen Angina pectoris oder Herzprobleme, kommen möglicherweise nicht in Frage.
Alprostadil (MUSE®) – winziges Medikamentenkügelchen, das durch die Öffnung an der Penisspitze in die Harnröhre eingeführt wird. Wie orale Medikamente regt es auch den Blutfluss an. Etwa 40 % der Männer haben berichtet, dass sie nach der Einnahme erfolgreich Erektionen bekommen hatten, aber die Ergebnisse sind oft uneinheitlich.

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